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Arbeitsschritte der Textanalyse  



2019-10-11 426 Обсуждений (0)
Arbeitsschritte der Textanalyse   0.00 из 5.00 0 оценок




A Vorarbeitungsphase

Zunächst sollte man einen Text auf sich einfach wirken lassen – als ästhetisches Kunstwerk, als Stimmungsträger oder auch als Gedankenanreiz (ohne steuernde Reflexion). Dieser sogenannten Vorarbeitungsphase folgt

B Die eigentliche Textanalyse, die weitere Schritte umschließt:

b1 Erkennen der Textart, die sich anhand der folgenden Fragen erschließen lässt:

- Um was für einen literarischen Text handelt es sich, welche literarische Gattung liegt vor? (z.B. Fabel, Sonett, Ballade, Hörspiel, Kurzerzählung, oder auch eine Mischform)

- In welcher Form liegt der Text vor? (z.B. vollständig, gekürzt, bearbeitet, übersetzt o.ä.)

b2 Vertiefendes Lesen:

Da die Interpretation und die Textanalyse eine bewusste Auseinandersetzung mit dem Text erfordert, ist es unerlässlich, den Text mehrmals zu lesen.

Dabei ist es durchaus wichtig, alle Sprachprobleme zu lösen und Sachfragen zu klären.

b3 Inhaltliche Seite des Textes betrachten, indem man die folgenden Fragen beantwortet:

- Um welches zentrale Thema handelt es sich bei dem Text?

- Wie ist das Sujet / die Fabel des Textes? (den Text auf das „Gerippe“ reduzieren).

b4 Die Struktur des Textes bestimmen,

das heißt sich einen Überblick über die Gesamtkomposition verschaffen, indem man auf die Fragen beantwortet:

- Wie ist der Text aufgebaut?

- In welche Teile lässt sich der Text gliedern?

- In welchem Verhältnis zueinander stehen die inhaltlichen Einheiten?

b5 Sprachliche Gestaltung des Textes erforschen.

          Dabei sind folgende drei Regeln zu beachten:

        - Die Wahl bestimmter Wörter hat entscheidende Wirkung auf den      

              Inhalt des Textes.

        - Die Wahl bestimmter Wort- und Satzformen hat entscheidende  

              Wirkung auf den Inhalt des Textes.

         - Die Wahl bestimmter Lautverbindungen hat entscheidende Wirkung 

auf den Inhalt des Textes.

Diese Regeln bedingen die getrennte Analyse der semantischen, der syntaktischen und der p h o n e t i s c h e n Seite des Textes. Das heißt, man analysiert

- den Wortgebrauch – den semantischen Befund;

- die Form und die Anordnung der Wörter / der Sätze – den syntaktischen Befund;

- lautliche Gegebenheiten – den phonetischen Befund.

Bei der Analyse jeder Seite des Textes können folgende Fragen zur Hilfe stehen:

- Welche sprachlichen Gestaltungsmittel werden eingesetzt?

- Welche Funktionen bzw. stilistische Wirkung haben sie?

- Wie prägt diese Wirkung den Inhalt / den Sinn des Textes?

Semantischer Befund

Hier wird unser Augenmerk nun auf die Wortwahl eines Textes gerichtet als ein textprägendes Stilmittel. Im „semantischen Blickfeld“ steht also die Beziehung zwischen den Sprachzeichen und dem, was sie bezeichnen. Es gibt zahlreiche Stilmittel dieser Art: Metapher, Personifikation, Synästhesie, Vergleich (sachlicher o. bildlicher), Epitheton, Metonymie, Synekdoche, Periphrase, Ironie, Hyperbel, Litotes, Euphemismus(Näheres sieh im Glossar).

Wichtig ist dabei (besonders bei fremdsprachlichen Texten) Folgendes zu beachten: Wenn die Wörter nicht in direkter Wortbedeutung gebraucht werden, so reicht zum Verstehen die Kenntnis ihrer lexikalischen Bedeutung nicht mehr aus, sondern man muss hinter die „Wortmaske“ schauen und die gemeinte Bedeutung im Zusammenhang mit anderen Wortbedeutungen und mehr – mit dem Vorher- und Nachhergesagten enthüllen. Die uneigentliche Redeweise ist nicht eindeutig. Der Reiz des deutenden Verstehens liegt in der aktiven Eigenleistung des Lesers. Damit wir jedoch nichts „hineinlesen", müssen wir die Ergebnisse ständig am Text überprüfen.

Es darf nur das Jenige aus dem Text herausgelesen werden, was – direkt oder indirekt – im Text steht.

 

 

Praktische Aufgabe 1

 

Führen Sie die Analyse der folgenden zwei Textabschnitte durch, indem Sie die stilistische Leistung der einzelnen Wörter und Wendungen bestimmen und den Wortgebrauch im Zusammenhang mit dem ergebenen Inhalt bzw. Sinn des Textes erklären. Übersetzen Sie die Texte.

Die Textprobe 1 gehört der Gründerliteratur (um 1870) an. Stilideal dieser Literatur ist der Übermensch, die Schärfe der Kontraste und dementsprechend das „klassische Gepräge“ der Sprache.

Textprobe 1

Ein Gesicht vom reinsten römischen Schnitt, ein echtes Kameen Profil, nur die schlanke Nase verlief fast ohne jede Biegung, in griechischer Reinheit der Kontur. Die Stirn entzog sich nur, da die losgegangenen schwarzen Haare darüber herabfielen, aber die schöne, breite Wange sah ich und den etwas streng geschürzten Mund, nicht sehr rot gefärbt, aber jetzt, da er im Traume ein wenig lächelte und die ganz regelmäßigen Zähne sehen ließ, von einem fast schalkhaften Reiz. Dass ich auch das Ohr nicht vergesse, dessen zierlich und doch kräftig geformte Muschel wachsbleich aus den Haaren hervorsah. Die Gestalt war in einen granatroten Schlafrock gehüllt mit einer golddurchwirkten schwarzen Schnur gegürtet. Sie schien nicht sehr groß zu sein, vom herrlichsten Wuchs, soviel das dreiarmige Lämpchen verriet, das auf einem Stuhl mit zu Häupten stand ...

(P. Heyse. Die Hexe vom Korso)

Die Textprobe 2 beinhaltet die Frühlingswanderung eines Naturfreundes. Der Dichter identifiziert sich mit dem Wanderer. Die Gesamthaltung des Textes ist romantisch, das ist keine objektive, sondern eine subjektive Naturbeschreibung. Die Landschaft ist nicht in Einzelheiten ausgemalt, sondern nur in Umrissen festgehalten. Dieser Stil strömt Dynamik, Kraft, Fülle und Wärme aus. Durch das Pathos, das den Schilderungen des Erzählers innewohnt, wird auch seine Sprache auf ein höheres Niveau gehoben.

Veranschaulichen Sie das mit einer Sprachanalyse des Wortgutes: stellen Sie fest, worauf die Farbigkeit der Schilderung abgestimmt ist (Farbtöne). Analysieren Sie die Stilmittel für die Erzeugung der Lebendigkeit des Eindruckes (Personifikationen, Vergleiche, Metaphern). Bestimmen Sie auch die Hauptidee des Textes.

Textprobe 2

Indem er so auf dem Bergrücken auf beiden Seiten dahin wandelte, flutete der Nordost ihm immer voller entgegen – ohne Wind war ihm eine Landschaft eine steife, festgenagelte Wandtapete – und wühlte das feste Land zum flüssigen um. Die nahen Bäume schüttelten sich wie Tauben süß-schauernd in seinem Bade, aber in der Ferne standen die Wälder wie gerüstete Heere fest und ihre Gipfel wie Lanzen, – majestätisch schwammen durch das Blau der silbernen Inseln die Wolken, und auf der Erde schritten Schatten riesenhaft über Ströme und über Berge – im Tale blitzte die Rosana und rollte in den Eichenhain.

Er trat ins warme Tal hinab, die Weiden schäumten und ihr Same spielte in seiner Wolken-Flocke, eh' ihn die Erde befestigte – der Schwan dehnte wollüstig den langen Flügel, gepaarte Tauben ätzten sich vor Liebe, und überall lagen die Beete und Zweige voll heißer Mutterbrüste und Eier.

Wie ein herrlicher blauer Blumenstrauß schillerte in hohen Gräseln der Hals des ruhenden Pfaues. – Er trat unter die Eichen, die mit knotigen Armen den Himmel anfaßten und mit knotigen Wurzeln die Erde.

Die, Rosana sprach allein mit dem brausenden Wald und fraß schäumend an Felsenstücken und am morschen Ufer. Nacht und Abend und Tag verfolgten einander im mystischen Hain.

Er trat in den Fluss und ging mit ihm hinaus vor eine regewarme Ebene voll Dörfer und aus ihnen klang der Sonntag, und aus den Ährenfeldern fuhren Lerchen, und an den Bergen krochen Menschensteige hinauf, die Bäume regten sich als Lebendige, und die fernen Menschen schienen festzuwurzeln und wurden nur Schösslinge an der tiefen Rinde des ungeheuren Lebensbaumes.

   (Jean Paul. Titan )

Syntaktischer Befund

 

Der deutsche Satzbau bietet eine Vielzahl von stilrelevanten Variationsmöglichkeiten, sowohl in quantitativer als auch in qualitativer Hinsicht. Alle Varianten des Satzbaus können stilistisch relevant sein, den besonderen Stileigenheiten eines Autors, einer Zeit, eines Funktionalstils oder auch nur eines funktional geprägten Teiltextes entsprechen. Jeder Autor hat hier die verschiedensten Wahlmöglichkeiten für die Distribution der zu vermittelnden Informationen: Er kann vieles in einem Satz häufen oder auf mehrere Sätze verteilen. Modus, Genus verbi, Tempus sollen hier nicht nur als grammatische Sprachkategorien betrachtet werden, sondern als stil-und textprägende Mittel, die bei der Wiedergabe sowohl der inhaltlichen, als auch der emotionalen Textkomponente stark mitwirken.

Syntaktischer Befund eines Textes kann auch viele andere Sprachmittel einschließen, darunter Satzlänge, Satzarten (unter verschiedenen Aspekten betrachtet), Wortstellung u. a.m. (Näheres sieh im Anhang).

Inwieweit Modus zum Ausdruck der Hauptidee beitragen kann, zeigt der nächste Textausschnitt.

Im Nordwesten des Landes liegt zwischen waldigen Hügeln und kleinen stillen Seen das große Zisterzienserkloster Maulbronn. Weitläufig, fest und wohl erhalten stehen die schönen alten Bauten und wären ein verlockender Wohnsitz, denn sie sind prächtig, von innen und außen, und sind in den Jahrhunderten mit ihrer ruhig schönen, grünen Umge­bung edel und innig zusammengewachsen. Wer das Kloster besuchen will, tritt durch ein malerisches, die hohe Mauer öffnendes Tor auf einen weiten und sehr stillen Platz. Ein Brunnen läuft dort, und es stehen alte ernste Bäume da und zu beiden Seiten alte steinerne und feste Häuser und im Hintergrunde die Stirnseite der Hauptkirche mit einer spät roma­nischen Vorhalle, Paradies genannt, von einer graziösen, entzückenden Schönheit ohnegleichen. Auf dem mächtigen Dach der Kirche reitet ein nadelspitzes, humoristisches Türmchen, von dem man nicht begreift, wie es eine Glocke tragen soll. Der unversehrte Kreuzgang, selber ein schönes Werk, enthält als Kleinod eine köstliche Brunnenkapelle; das Herrenrefektorium mit kräftig edlem Kreuzgewölbe, weiter Oratorium, Parlatorium, Laienrefektorium, Abtwohnung und zwei Kirchen schließen sich massig aneinander. Malerische Mauern, Erker, Tore, Gärtchen, eine Mühle, Wohnhäuser umkränzen behaglich und heiter die wuchtigen alten Bauwerke. Der weite Vorplatz liegt still und leer und spielt im Schlaf mit den Schatten seiner Bäume; nur in der Stunde nach Mittag kommt ein flüchtiges Scheinleben über ihn. Dann tritt eine Schar junger Leute aus dem Kloster, verliert sich über die weite Fläche, bringt ein wenig Bewegung, Rufen, Gespräch und Gelächter mit, spielt etwa auch ein Ballspiel und verschwindet nach Ablauf der Stunde rasch und spurlos hinter den Mauern.

                                                                                     (Herman Hesse)

Beim ersten Lesen dieses Textausschnitts werden wir wohl kaum bei einer bestimmten Wortformaufhorchen. Man wird die dichterische Beschreibung eines besonders idyllischen Fleckchens Erde ohne Argwohn zur Kenntnis nehmen, bis man zu der Wortverbindung ein flüchtiges Scheinleben - angesichts einer Schar junger Leute kommt, wo man stutzen wird.Sollte man den Text vielleicht missverstanden haben? Ist der Ort etwa gar nicht so idyllisch, wie es scheint? Erneutes Lesen liefert im zweiten Satz die Antwort: Die Bauten wären eben nur ein verlockender Wohnsitz, sie sind es also tatsächlich nicht. Der Kon­junktiv des Hilfsverbs, ist ein deutliches Signal dafür, dass die Idylle sich als Schein-Idylle entlarvt.

    In wieweit die Wortstellung bzw. die Wortfolge für die inhaltliche Seite wichtig ist, kann man am folgenden Beispiel sehen.

Das hätte ich nicht von dir gedacht!“

              „Von dir hätte ich das nicht gedacht!“

An diesem Beispiel lässt sich ablesen, wie der Sinn eines Satzes durch seine Struktur festgelegt wird (hier durch Umstellung der Wörter: Inversion).

Zu den Mitteln der Wortstellung gehören auch rhetorische Figuren, solche wie Klimax, Antiklimax, Ellipse, Ausklammerung/ Absonderung bzw. Isolierung (Näheres sieh im Glossar).

W o r t v e r b i n d u n g spielt auch eine wichtige Rolle bei der Textgestaltung. Man unterscheidet zwei Arten der Wortverbindung im Satz: Polysyndeton und Asyndeton (Näheres sieh im Glossar).

Praktische Aufgabe 2

 

Textprobe 3

Stellen Sie fest, wie im nächsten Textausschnitt die Stimmungsuntermalung gestaltet ist und wie sie in den Ausdrucksmitteln sichtbar wird. Beachten Sie die Eindringlichkeit des Wortgehalts, die stoßhafte, ruckartige Satzbewegung, die schlichte Aneinanderreihung von Sätzen ohne Ordnung, nur Haupt-, Ausrufe- sowie Bruchsätze, die Dynamik des Gedankenablaufs, die in diesem Text stark herausgestellt wird. Stellen Sie fest, welche Art seelischer Bewegtheit (Emotion) der Dichter hier gestaltet hat. Übersetzen Sie den Text.

 Während Johanna Steves Brief noch einmal las, hatte sie das Gefühl, nach einem zerstörerischen Nachtgewitter am klaren Morgen erwacht zu sein. Sie schrieb:

„Lieber Steve!

Ich bereue nichts. Das will ich Dir nur gleich sagen. Ich würde sicher unglücklich sein, wenn ich es nicht getan hätte. Lieber Steve, ich weiß erst jetzt, wie gut es ist, wenn man jemand hat, nach dem man sich sehnt. Und Du bist ja noch auf der Welt. Wenn es auch schwer ist. Du bist so weit. Und das andere. Aber Dein Brief? Hier ist jeder unglücklich. Nur ich nicht. Ich weiß nicht, was sein wird. Vielleicht ist uns das Schicksal gnädig. Ich will tapfer sein und alles aushalten. Ach, wenn Du da wärst und ich bei Dir einschlafen könnte. Ich habe alles gern an Dir, Steve. Wie Du blickst. Und ich lieb Dich. Vielleicht sollte ich Dir das alles nicht schreiben. Aber laß mich. Es hilft. Oh, Gott, und wenn ich Dich nie mehr wiedersehe? Ich schreibe lieber nicht weiter.

Johanna"                                            

                                                             (L. Frank. Die Jünger Jesu)

Textprobe 4

Der nächste Textausschnitt ist eine Landschaftsschilderung, bei der wir es mit einer Nachahmung zu tun haben, die die Kunst der Impressionisten (Maler) in der Dichtung gefunden hat: Der Erzähler verrät eine feine seelische Reaktion besonders auf akustische Eindrücke, die Absicht, seine Wahrnehmungen möglichst impressiv auszudrücken.

In dieser typisch impressionistischen Naturdarstellung wird ein der impressionistischen Farbflecktechnik analoges Verfahren benutzt. Der Verfasser vermeidet im impressiven Ausdruck jede schärfere Kontur.

Beweisen Sie diese Feststellung anhand der syntaktischen Analyse der Textprobe. Berücksichtigen Sie die Anwendung von Satzellipsen, das Absinken von den Satzgliedern (von fünf über vier, drei und zwei bis zu einem), die nachgestellten Ergänzungen und Attribute. Bestimmen Sie, welche Funktion in dieser Hinsicht dem Gebrauch der adjektivischen und adverbialen Bestimmung zukommt. Sagen Sie, was im Text vorherrschend ist, das Verb oder der Name und stellen Sie die Sprachmittel zusammen, die zur Ausmalung des Details beitragen.

Dort, weit am Horizont verschimmern die graugrünen, wogenden Felderflächen in den Mondglast. Die Sterne tropfen darüber hin. Unzählig! Unzählig! – Schwarz kraust sich die Waldung drüben die Berge hinan mit breiten, langen, mattsilbernen Lichtflecken drüber und silbernem Gekräusel. Und der Bach rauscht den Hang hinunter; rätselhaft, wie raunend. Verschwimmende ungewisse Töne. Wie Stimmengewirr. Bänglich – unruhig bleibt man stehen und lauscht, als könnte man Worte hören, irgendwelche Worte. Aber aus den dichten Gärten schluchzt eine Nachtigall, weithin, lang, süß. Beruhigend. Traulich. Lächeln des Sinnens überkommt einen.

Husch! Husch! — Eine Eule. Weich, samten über den mondlichten, staubigen Grasweg hin. Zwischen den Gärten kreischen Katzen. Von Zeit zu Zeit ein flinkes, zierliches, sich entfernendes Rascheln in den Zäunen hin, wie in Windungen. Blumen leuchten von den hellen Beeten her. Und hier stehen sie den Weg entlang; wild, in breiten bunten Flecken, regungslos ...

Weiß, schneeweiß die Kalkwände. Und der Turm, mit den schwarzen schmalen Luken. Das Glockengebälk. Die Glocken und die Balken silbern beleuchtet nach dem Monde zu, an der anderen Seite tiefschwarz. In dem einen Fenster fängt sich das Mondlicht. Es sieht aus, als wären drin, in dem kahlen stillen Kirchenraum Lichter angezündet zu irgendeinem mystischen, gespenstischen Gottesdienst. Ein steiler Hang mit Kalkgeröll. Drüber... Gras und schwarze Lebensbäume und mondbeschienene Kreuze und weiße Leichensteine dazwischen ...

                                                                      (J. Schlaf. In Dingsda)

Phonetischer Befund

In diesem Fall geht es um diejenigen Textgegebenheiten, die beim Lesen das „innere Ohr“ ansprechen, um die Lautgestalt. Diese Textcharakteristik äußert sich in Ton und Bewe­gung. Wenn es die Aufgabe der semantischen und syntaktischen Sprachgestalt ist, eine Aussage zu ermöglichen, so hat die Lautgestalt mehr unter­stützende Funktion, vor allem in literarischen Texten. Der phonetische Befund lässt sich anhand der beiden Grundfragen bestimmen:

1 Welchen Beitragleistet das Klangbild?

2 Wiewerden Akzente gesetzt?

    Die Lautgestalt eines Textes kristallisiert sich aus den akustischen Besonderheiten bzw. aus der akustischen Form. Als einzelne Mittel der Lautgestaltung können L a u t s y m b o l i k und Lautmalerei betrachtet werden (Näheres – sieh im Anhang). Der nächste Textausschnitt lässt die Wirkung der lautlichen Seite des Textes auf die inhaltliche gut beobachten.

Eine wunderbare Heiterkeit hat meine ganze Seele eingenommen, gleich den süßen Frühlingsmorgen, die ich mit ganzem Herzen genieße. Ich bin allein und freue mich meines Lebens in dieser Gegend, die für solche See­len geschaffen ist wie die meine. Ich bin so glücklich, mein Bester, so ganz in dem Gefühle von ruhigem Dasein versunken, dass meine Kunst darunter leidet. Ich könnte jetzt nicht zeichnen, nicht einen Strich, und bin nie ein größerer Maler gewesen als in diesen Augenblicken. Wenn das liebe Tal um mich dampft und die hohe Sonne an der Oberfläche der undurchdringlichen Finsternis meines Waldes ruht und nur einzelne Strahlen sich in das innere Heiligtum stehlen, ich dann im hohen Grase am fallenden Bache liege und näher an der Erde tausend mannigfaltige Gräschen mir merkwürdig werden, wenn ich das Wimmeln der kleinen Welt zwischen Halmen, die unzähligen unergründlichen Gestalten der Würmchen, der Mückchen näher an meinem Herzen fühle und fühle die Gegenwart des Allmächtigen, der uns nach seinem Bilde schuf, das Wehen des Alliebenden, der uns in ewiger Wonne schwebend trägt und erhält; mein Freund, wenn's dann um meine Augen dämmert und die Welt um mich her und der Himmel ganz in meiner Seele ruhn wie die Gestalt einer Geliebten, dann sehne ich mich oft und denke: Ach, könn­test du das wieder ausdrücken, könntest du dem Papiere das einhau­chen, was so voll, so warm in dir lebt, dass es würde der Spiegel deiner Seele, wie deine Seele ist der Spiegel des unendlichen Gottes! - Mein Freund! - Aber ich gehe darüber zugrunde, ich erliege unter der Gewalt der Herrlichkeit dieser Erscheinungen.

(Johann Wolfgang von Goethe)

Dieser berühmte Brief vom 10. Mai aus Goethes „Werther" klingt wie eine harmonische Melodie. Dies liegt nicht allein daran, dass Wortwahl und for­male sprachliche Gestalt den Ausdruck tiefer seelischer Ausgeglichenheit gewährleisten, hier schwingt zugleich eine Stimmung mit. Woher kommt sie? Sie steht nicht „zwischen den Zeilen", was der Fall der impliziten Information ist; sie wird auch nicht beliebig vom Leser hineingelesen, weil sie herausgehört werden kann und zwar aus der Klangfarbe der Wörter.

Zum Stimmungsträger (analog dem Bedeutungsträger) wird hier die Lautgebung, sei es, wenn bestimmte Klangfarben den Inhalt der Worte vertiefen (wie z. B. die dunklen (geschlossenen) u- und ü-Laute im Satz: Ich bin so glücklich, mein Bester, so ganz in dem Gefühle von ruhigem Dasein versunken, dass meine Kunst darunter leidet.), sei es, wenn sie den In­halt sogar sprachlich nachzubilden vermögen (wie z.B. Wimmeln, hauchen). Im ersten Fall geht es um dieL a u t s y m b o l i k, im zweiten – um die Lautmalerei (Näheres sieh im Anhang).

Trotz dass es keine gesetzmäßige Zuordnung von Laut und Lautbedeu­tung gibt, ist es nicht zu überhören, dass Sprachklänge im individuellen Textzusammenhang ihre individuelle Wirkung haben. So können beispiels­weise inhaltliche Gegensätze durch einen Klangwechsel von hellen zu dunk­len Vokalen (und umgekehrt) signalisiert werden, ohne dass jeder einzelne Vokal Träger einer festgelegten Bedeutung ist.

Daraus lässt sich schlussfolgern: Man sollte sich beim Lesen das Hinhören nicht entgehen lassen.

    Der nächste Text – das Gedicht von Robert Gernhardt – offenbart noch ein Mittel der Lautgestaltung – Wortspiel.

Dorlamm meint

Dichter Dorlamm lässt nur äußerst selten

andre Meinungen als seine gelten.

 

Meinung, sagt er, kommt nun mal von mein,

deine Meinung kann nicht meine sein.

 

Meine Meinung - ja, das lässt sich hören!

Deine Deinung könnte da nur stören.

 

Und ihr andern schweigt! Du meine Güte!

Eure Eurung steckt euch an die Hüte!

 

Lasst uns schweigen, Freunde! Senkt das Banner!

Dorlamm irrt. Doch formulieren kann er.

       (Robert Gernhardt)

Was hier so leichtfüßig daherkommt, ist kunstvoll komponiert. Hierbei tut uns der Text den Gefallen, dass er gleich zwei der wichtigsten Stilmittel einsetzt: das Wortspiel und die Wiederholung. Unter einem Wortspiel versteht man das gezielte Spiel mit Buchstaben, bei dem der lautliche Gleich­klang zweier Wörter keineswegs inhaltliche Entsprechungen bedingt, sondern gerade die Verbindung von zwei bedeutungsfernen Wörtern eine Pointe schafft.

In „Dorlamm meint" geschieht dies bei den Wortverbindungen meine Meinung, deine Deinung, eure Eurung, die zent­rale Kernstellen im Text bilden. Solche Pointierung wirkt wie ein akustischer Rotstift, der unterstreicht, was wichtig ist und die Idee bzw. den Hauptgedanken mit Humor zum Ausdruck bringt.

Das andere sprachliche Ausdrucksmittel - dieW i e d e r h o l u n g – kann in mehre­ren Formen auftreten: als Wiederholung eines ganzen Satzes, Wortes oder als Wie­derholung von Wortteilen. Wiederholung als stilistisches Ausdrucksmittel bezieht sich gleichzeitig auf alle drei Ebenen: die semantische, die syntaktische, die phonetische und stellt damit die Idee der Untrennbarkeit des Inhalts und der Form, der Semantik und der Grammatik. Man unterscheidet lexikalische Wiederholung und Wiederholung von syntaktischen bzw. morphologischen Einheiten, unter lexikalischer – wortwörtliche und variierte bzw. synonymische Wiederholung.

    Lexikalische Wiederholung realisiert sich in einzelnen Figuren, die in der Sprachwissenschaft schon seit der Antikzeit bekannt sind. Darunter Anapher, Epipher, Anfangsreim, Endreim (Näheres sieh im Glossar).

Die Wiederholung kann einer Aussage auch folgenreiche Eindringlichkeit verleihen, was besonders oft in der Werbung vorkommt, die sich dieses Stilmittels intensiv bedient.

 

    2 Der literarische Text. Gattungen. Arten. Besonderheiten

 

    2.1 Gattungen der literarischen Texte

Bei der Textanalyse kommt es neben anderem darauf an, die Textart zu bestimmen, die spezifische Gestaltung der Typenmerkmale zu beschreiben. Das ist aber manchmal problematisch, weil in der heutigen Literaturwissenschaft und Stilistik unterschiedliche Auffassungen von den Wesensmerkmalen dieser oder jener Textart vertreten werden. Einig ist man jedoch darüber, dass drei dichterische Gattungen zu unterscheiden sind: Lyrik, Epik und Dramatik.

Zu lyrischen Texten zählen z.B.: Lied, Ode, Sonett, Elegie, Ballade und andere Gedichtarten.

Als epische Texte werden angesehen: Roman, Kurzgeschichte, Novelle, Anekdote, Fabel und andere erzählende Texte.

Als dramatischer Text gilt jede Form eines Theatertextes.

Diese Typologie bedeutet nicht, dass irgendein literarischer Text auf ideale Weise – d.h. ohne jegliche Einschränkung – eine literarische Gattung oder Textart repräsentieren würde, sehr oft kommt es dazu, dass die Gattungsmerkmale sich überlappen, beim gleichzeitigen Dominieren einzelner Merkmale einer Gattung.

So ist für die Lyrik die Unmittelbarkeit der Ich-Aussprache im Gedicht typisch (Subjektivität). Für die Bühnendichtung – die Unmittelbarkeit eines (fiktiven) Geschehens (eine gewisse Objektivität). In den epischen Texten daher wird das Geschehen dem Leser nicht unmittelbar (unvermittelt) sondern durch den Erzähler vermittelt.

Dass sich die Gattungen nicht völlig gegenüberstehen, sondern manches miteinander gemein haben, erkennt man besonders deutlich an der Ballade. Die Ballade könnte man als erzählendes Gedicht mit durchaus dramatischen Momenten definieren.

    2.2 Epische Texte. Hauptkategorien

Das Wort Epik ist griechischer Herkunft und bedeutet „Wort“, „Erzählung“, „Geschichte“. Epik umfasst alle Texte der erzählenden Literatur. Aus den drei literarischen Gattungen fallen in den Bereich der Epik mit Sicherheit die meisten Textsorten bzw. Textformen. Dazu gehören Romane (darunter Autobiografien, Kriminal-und Abenteuerromane u.a.m.), aber auch Kurzformen (Kurzgeschichten, Märchen, Novellen und der Schwank, die Fabel, die Anekdote u.a.m.). In dieser Liste können natürlich viele Genres und Untergattungen mehr aufgezählt werden, doch wichtiger ist, einen epischen Text aufgrund bestimmter Merkmale und Eigenschaften zu charakterisieren.

 



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