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Inhalt, Stoff, Thematik, Aufbau



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Unter Inhalt versteht man das äußere Gerüst einer Geschichte, d.h. den Handlungsverlauf und die Figurenkonstellation.

Reduziert man den reinen Handlungsverlauf auf seine äußerste Knappheit, so erhält man die Fabel(das Sujet) eines Werkes(Terminus Fabel bezeichnet hier nicht die lehrhafte Tier- oder Pflanzengeschichte, sondern das bloße Schema der Handlung (ср. рус. – фабула)).

Fabel und Inhalt soll man nicht mit dem Stoff verwechseln. Als Stoff kann ein existierendes Faktum – ein Bericht, ein Erlebnis, ein Ereignis, auch eine andere Dichtung auftreten, – das, worauf der Autor zurückgreift, das ihn zu poetischer Gestaltung anregt, was er poetisch bearbeitet.

Die „kleinere stoffliche Einheit“ heißt Motiv. Mehrere Motive, zu einer Einheit verknüpft und konkretisiert, bilden den Stoff des Werkes.

Die Motive „die Frau zwischen zwei Männern“, „ein unglücklicher Liebhaber und Selbstmord“ verknüpfen sich z. B. zum „Werther“- Stoff. Gleiche Motive und gleicher Stoff können von verschiedenen Autoren verschieden bearbeitet und behandelt werden. Legende über Doktor Faust diente z.B. als Stoff für Goethes „Faust“ und für Thomas Manns „Doktor Faustus“.

Eine andere wichtige Kategorie ist das Thema des Textes. Die Frage nach dem T h e m a bedeutet die Problematik, die im Text als eigentliches Problem behandelt wird, zu dem der Autor sich äußert.

Neben dem Thema wird das literarische Werk traditionell auch durch die Idee charakterisiert. Die Hauptidee des Textes ist das Hauptsächliche, was – über den äußeren Gang der Handlung, über den Inhalt hinaus – in dem Text zum Ausdruck (meistens nicht direkt, sondern impliziert) kommt, das, was der Autor dem Leser mit seinem Werk sagen will.

 

2.2.2 Erzählform, Erzählverhalten, Erzählperspektive, Erzählhaltung

Eine erste (nur recht grobe) Differenzierung epischer Texte ist die nach ihrer Erzählform. Man unterscheidet zwei Hauptarten: die Ich-Form (in Briefromanen, Memoiren, Tagebucherzählungen) und die E r - F o r m.

Bei der Ich-Form berichtet der Erzähler von sich selbst (das Ich ist sowohl erzählendes Medium als auch handelnde Person).

Bei der Er-Form erzählt der Erzähler nicht aus seinem Leben, sondern von anderen Personen.

Sowohl bei der Ich-Form als auch bei der Er-Form spricht man nicht vom Autor, sondern vom E r z ä h l e r. Eben die Kategorie des Erzählers bestimmt den fiktionalen Charakter des literarischen Textes. In einem literarischen Text teilt der Autor seine Gedanken und Erlebnisse nicht mittelbar mit, sondern er schafft sich eine eigene Welt, schafft sich einen Erzähler, der ganz andere Züge tragen kann als er selbst. Dabei kann sich der Erzähler verschiedenartig verhalten: distanziert bleiben, sich spürbar machen, sich einmischen oder auch sich mit einer der handelnden Personen identifizieren, in sie „hineingleiten“. Die erzählerische Besonderheiten dieser Art beschreibt man mit der Kategorie des Erzählverhaltens.

Man unterscheidet zwischen a u k t o r i a l e m,

                                          n e u t r a l e m und  

                                          p e r s o n a l e m Erzählverhalten.

Ein auktorialer Erzähler

    • weiß alles und ist folglich allwissend, weshalb dieses Erzählverhalten meistens mit olympischer Position des Erzählers (sieh unten unterpoint of view) zusammenhängt;

    • kennt alle Details der Geschichte und über die Protagonisten und stellt deshalb Zusammenhänge, Rückblenden und Zukünftiges dar;

    • kennt seine Protagonisten gänzlich, auch ihre Gefühle und Gedanken, was ihm ermöglicht, diese zu offenbaren beim deren Nennen und Beschreiben;

    • wirkt in der Regel berichtend, was sich in seiner zeitlichen und räumlichen Distanz zum Geschehen äußert (epische Distanz) und seiner Rolle, Gott für die von ihm kreierte Welt zu sein, entspricht.

Beim auktorialen Erzählverhalten bringt sich der Erzähler selbst in Spiel und kommentierend, reflektierend, urteilend eingreift. Ein Beispiel für ein auktoriales Verhalten eines Er-Erzählers findet sich an folgender Stelle (ist markiert):

[...] ja! in diesem Reiche, das uns der Geist so oft, wenigstens im Traume aufschließt, versuche es, geneigter Leser! die bekannten Gestalten, wie sie täglich, wie man zu sagen pflegt im gemeinen Leben, um dich herwandeln, wiederzuerkennen. Du wirst dann glauben, dass dir jenes herrliche Reich viel näher liege, als du sonst wohl meintest, welches ich nun eben recht herzlich wünsche, und dir in der seltsamen Geschichte des Studenten Anselmus anzudeuten strebe. – Also, wie gesagt, der Student Anselmus geriet seit jenem Abende, als er den Archivarius Lindhorst gesehen, in ein träumerisches Hinbrüten [...].

                                          (E. T. A. Hoffmann. Der goldene Topf)

Der Erzähler hat sich aus dem Erzählzusammenhang gelöst, was sich schon an folgenden Merkmalen zeigt: - Tempuswechsel (Präsens statt Präteritum),

                                - direkte Andere an den Leser,

- der Erzähler wendet sich vom Geschehen dem Leser zu.

Er handelt und denkt für sich selbst, er kommentiert die Ereignisse, äußert die Meinung und die Gedanken als eben die eigenen. Er ist immer anwesend und der Leser spürt diese Anwesenheit.

N e u t r a l nennt man das Erzählverhalten, wenn das epische Medium (der Erzähler) wie ein außenstehender Zuschauer berichtet und das Geschehen aus der Distanz des Beobachters vermittelt (begegnet man sowohl in der Er- als auch in der Ich-Erzählung). Der Erzähler berichtet aus dem Abstand der scheinbar unbeteiligten Objektivität, als ob er dem Leser einen Film zeigt, den er gedreht hat.

Das erste Hotel, in dem er um ein Zimmer fragte, wies ihn ab, weil er nur eine Aktentasche bei sich hatte; der Portier des zweiten Hotels, das in einer Nebengasse lag, führte ihn selber hinauf in das Zimmer. Während der Portier noch am Hinausgehen war, legte sich Bloch auf das Bett und schlief bald ein.

                         (Peter Handke. Die Angst des Tormanns beim Elfmeter)

Neutralem Erzählverhalten begegnet man auch in der Ich-Erzählung:

Da sprach sie mir von ihren Schülern. Wir gingen vom Marx-Engels-Platz zum Alex. Wir standen am Zeitungskiosk und ließen die Hunderte von Gesichtern an uns vorbeitreiben, wir kauften uns die letzten Osterglocken am Blumenstand. Vielleicht sind wir ein bisschen vom Frühling betrunken, sagte ich. Aber sie bestand darauf, nüchtern zu sein und zu wissen, was sie sagte.

                                           (Christa Wolf. Nachdenken über Christa T.)

Das neutrale Erzählverhalten charakterisiert auch Passagen mit direkter Rede, z.B. wenn ein Dialog wiedergegeben wird:

„Gewiss ist es der Richtige. Das verstehst du nicht, Hertha. Jeder ist der Richtige. Natürlich muss er von Adel sein und eine Stellung haben und gut aussehen.“

„Gott, Effi, wie du nur sprichst. Sonst sprachst du doch ganz anders.”

„Ja, sonst.“

„Und bist du auch schon ganz glücklich?“

„Wenn man zwei Stunden verlobt ist, ist man immer ganz glücklich. Wenigstens denk ich es mir so.“

                                                              (Theodor Fontane. Effi Briest)

Das p e r s o n a l e Erzählverhalten findet man in den Passagen, in denen der Erzähler h inter die Figur zurücktritt bzw. sich in die Figur hineinschleicht und die Welt mit ihren Augen sieht, aus der Perspektive der handelnden Person berichtet, also ihren Blickwinkel, ihre Optik wählt. Das ist vor allem dann der Fall, wenn der Leser mit dem Inneren der Figur vertraut gemacht werden muss. Der Unterschied zwischen dem auktorialen und dem neutralen Erzählverhalten bei der Schilderung des Inneren der Figuren besteht darin, dass im ersten Fall der Erzähler es benennt, beschreibt, darüber berichtet als von oben Zuschauender, daher im zweiten darstellt, schildert, „malt“, eben aus der Sicht der Figur selbst.

Die markierten Stellen im unten angeführten Textausschnitt deuten auf das personale Erzählverhalten hin:

Er war allein. Er horchte und wartete. Es kam ihm auch vor, als höre erein Geräusch auf der Treppe; schwaches Knarren von bloßen Füßen oder von einer Katze. Er fühlte sich unsagbar beklommen im Angesicht seines Schattens, der riesenhaft in die Decke wuchs. Auf einmal zuckte der Schatten zusammen, als ob er sich auf ihn stürzen wollte. Ein Blitz in seinem Gehirn: Vier Paar scharfe Augen in seinem Rücken, als er vorhin heraufging. Der Kopf des Kleinen in der Türspalte. Winken mit den Brauen. Gewisper auf der Treppe. Er sprang auf das Bett und aus dem Fenster in den Hof. Er fiel auf einen Haufen von Kohlköpfen. Er stampfte weiter, schlug eine Scheibe ein, obwohl es zwecklos war, der Riegel hätte weit rascher nachgegeben. Er schlug etwas nieder, was ihm in den Weg kam, sekundenlang später spürte er erst: eine Frau. […] Er lief im Zickzack über den Platz in eine der Gassen, die plötzlich die Gasse war, in der er vor Jahren glücklich gelebt hatte. Und wie im Traum erkannte er ihre Steine und selbst den Vogelkäfig über der Schusterwerkstatt und hier die Tür in den Hof, durch die man in andere Höfe gelangt und von dort aus in das Waldwinsgäßchen. Wenn aber die Tür jetzt verschlossen ist,dachte er, dann ist alles fertig. Die Tür war verschlossen. Doch was besagte eine verschlossene Tür, da das ihm stemmen half, was ihm im Rücken saß. Das war ja alles nach alten ungültigen Kräften gemessen. Er lief durch die Höfe und schnaufte in einer Haustür und horchte; hier war noch alles still. Er schob den Riegel zurück. Er trat auf das Baldwinsgäßchen. Er hörtedie Pfiffe, doch immer erst auf dem Antons Platz. Er lief wieder durch ein Gewirr von Gassen. Jetzt war es auch wieder wie im Traum, ein paar Stellen waren geblieben, ein paar waren ganz verändert. Da hing noch die Mutter Gottes über dem Tor, doch daneben brach die Gasse ab, da war ein fremder Platz, den er gar nicht kannte. Er lief über den fremden Platz in ein Gewimmel von Gassen, er kam in einen anderen Stadtteil. Es roch nach Erde und Gärten. Er kletterte über ein niedriges Gitter in einen Winkel aus Taxushecken. Er setzte sich hin und atmete, dann kroch er noch ein Stück weiter, dann blieb er liegen, weil seine Kraft plötzlich ausging.

                                                               (A. Seghers. Das siebte Kreuz)

Jedem Erzählverhalten entspricht oft ein bestimmter Standort des Erzählers, eine bestimmte Erzählperspektive, eine bestimmte Darbietungsweise.

Unter dem Standort des Erzählers oder dem  p o i n t o f v i e w, versteht man sein räumliches Verhältnis zu Figuren und Vorgängen. Der Erzähler kann sie aus der Nähe beschreiben (vom begrenzten Blick), aber auch aus großer Entfernung (olympische Position haben). Im ersten Fall berichtet der Erzähler nur über die momentane Situation. Im zweiten kennt der Erzähler auch Vor- und Nachgeschichte (Vorausdeutung), verfügt über Allwissenheit und gibt es dem Leser zu wissen.

Mit dem Erzählverhalten ist sehr eng die Erzählperspektive verbunden. Man unterscheidet hier zwei Arten: die Innensicht (der Erzähler blickt in alle Figuren hinein, kennt ihre Gedanken und Gefühle) und andernfalls - die Außensicht des Erzählers. Bei der Innensicht nimmt der Erzähler die Perspektive einer Figur, bei der Außensicht bleibt außen stehen.

Weder auktoriales noch neutrales Erzählverhalten ist an die Wahl einer bestimmten Erzählperspektive gebunden; verhält sich der Erzähler jedoch personal, so steht ihm grundsätzlich die Innensicht zur Verfügung. Sie kommt häufig schon in der Verwendung von Worten der inneren Bewegung zum Ausdruck. Wenn es im Anschluss an den oben zitierten Abschnitt aus „Dem siebten Kreuz“ heißt: „sekundenlang später spürte er erst“, „Und wie im Traum erkannte er ihre Steine“, so zeigt sich, dass der Narrator (der Erzähler) weiß, was im Innern von Georg vorgeht, schon an dem Gebrauch der Worte „spürte“ und „erkannte“.

Die Art und Weise, wie die Erzählgeschichte dargeboten wird, beschreibt die Darbietungsweise. Als solche treten Kommentar, Bericht, Beschreibung, innerer Monolog, erlebte Rede.

Im engen Zusammenhang mit dem personalen Erzählverhalten und der Innensicht steht der innere Monologals eine Art der Darbietungsweise. Der innere Monolog wird häufig mit Formulierungen wie „dachte er“ eingeleitet oder abgeschlossen und kann von ganz erheblichem Umfange sein. Kennzeichnend für den inneren Monolog sind die Ich-Rede und Präsens bzw. Perfekt  als Redetempus (die Passagen vom inneren Monolog sind im Text markiert):

Und sieh da: plötzlich war es, als wenn die Finsternis vor seinen Augen zerrisse, wie wenn die samte Wand der Nacht sich klaffend teilte und eine unermesslich tiefe, eine ewige Fernsicht von Licht enthüllte … I c h w e r d e l e b e n! Sagte Thomas Buddenbrook beinahe laut und fühlte, wie seine Brust dabei vor innerlichem Schluchzen zitterte. Dies ist es, dass ich leben werde! Es wird leben… und dass dies Es nicht ich bin, das ist nur eine Täuschung, das war nur ein Irrtum, den der Tod berichtigen wird. So ist es, so ist es! … Warum?

(Thomas Mann. Buddenbrooks)

Es war geschehen, dass Franz Biberkopf aus seinem Bau gekrochen war. Der Mann, den sie durch das Spalier trieben, die runde, gedudelte Frau, der Einbruch, der grüne Heinrich liefen mit ihm. Wie aber eine Kneipe kam, noch vor der Ecke zum Platz, ging es los. Da fuhren seine Hände von selbst in die Tasche, und keine Flasche zum Füllen. Nichts. Keine Flasche. Verschwitzt. Oben gelassen. Wegen dem Mist. Wie der Radau war, bloß rin in den Mantel, runter und nich an die Flasche gedacht. Verflucht. Zurücktroddeln? Da ging es los in ihm: Nein ja, ja nein. Soviel Zucken, Hin und Her, Schimpfen, Drangeben, Schieben, na was denn, lass mich zufrieden, ich will doch rin, so was war seit einer Ewigkeit nicht in Franz. Geh ich rein, geh ich nicht rein, hab ich Durst, aber da genügt Selter, wenn du reingehst, willst du ja bloß saufen, Mensch, ja, ich hab so furchtbaren Durst, mächtigen, massiven Durst, Gott, möcht ich gern saufen, bleib doch lieber hier, geh nich rin in die Bude, sonst liegst du bald wieder auf der Nase, du, und dann hockst du wieder oben bei der Ollen. Und dann war wieder da der grüne Heinrich und die beiden Zimmerleute, und schrumm, rechts um, nee, hier bleiben wir nich, vielleicht woanders, weitergegangen, weiter, laufen, immer laufen.

So ist Franz mit 1,55 Mark in der Tasche bis zum Alexanderplatz gelaufen, hat bloße Luft geschnappt und ist gerannt. Dann hat er sich gezwungen, und obwohl er einen Widerwillen hatte, hat er in einem Speiselokal gegessen, richtig gegessen, seit Wochen zum ersten Mal richtig. Kalbsragout mit Kartoffeln. Nachher war der Durst weniger, blieben 75 Pfennig, die er in der Hand rieb. Geh ich zu Lina, was soll mich die Lina, die mag ich nicht. Seine Zunge wurde stumpf und sauer, sein Hals brandig. Ich muss noch eine Selter hintergießen.

                                                     (A. Döblin. Berlin Alexanderplatz)

Für den modernen Roman ist auch e r l e b t e R e d e als Redeweise von großer Bedeutung. Die erlebte Rede ist zwar Er-Rede, doch der Erzähler berichtet nicht von seinem Standpunkt aus, sondern wählt die Optik der Figur. Nur aus dem Kontext oder aus stilistischen Eigentümlichkeiten geht hervor, dass es sich bei einer Passage um erlebte Rede handelt (d.h. es spricht die handelnde Person) und nicht um Erzählbericht.

Der nächste Textausschnitt enthält solche Passagen (sie sind markiert).

Er stand vor dem Tor des Tegeler Gefängnisses und war frei. Gestern hatte er noch hinten auf den Äckern Kartoffeln geharkt mit den anderen, in Sträflingskleidung, jetzt ging er im gelben Sommermantel, sie harkten hinten, er war frei. Er ließ Elektrische auf Elektrische vorbeifahren, drückte den Rücken an die rote Mauer und ging nicht. Der Aufseher am Tor spazierte einige Male an ihm vorbei, zeigte ihm seine Bahn, er ging nicht. Der schreckliche Augenblick war gekommen (schrecklich, Franze, warum schrecklich?), die vier Jahre waren um. Die schwarzen eisernen Torflügel, die er seit einem Jahr mit wachsendem Widerwillen betrachtet hatte (Widerwillen, warum Widerwillen), waren hinter ihm geschlossen. Man setzte ihn wieder aus. Drin saßen die anderen, tischlern, lackierten, sortierten, klebten, hatten noch zwei Jahre, fünf Jahre. Er stand an der Haltestelle.

[…]Man riss das Pflaster am Rosenthaler Platz auf, er ging zwischen den anderen auf Holzbohlen. Man mischt sich unter die anderen, da vergeht alles, dann merkst du nichts; Kerl. Figuren standen in den Schaufenstern in Anzügen, Mänteln, mit Röcken, mit Strümpfen und Schuhen. Draußen bewegte sich alles, aber – dahinter – war nichts! Es – lebte – nicht! […].

                                                             (A. Döblin. Berlin Alexanderplatz)

In Bezug auf ihre äußere Gestalt gibt es keinen Unterschied zwischen erlebter Rede und Erzählbericht, denn beide stehen in der Er-Form und im Präteritum. In ihrem Wesen jedoch unterscheiden sich die beiden Darbietungsweisen erheblich. In den zitierten Passagen mit der erlebten Rede hat der Leser das Gefühl, dass der Narrator zwar nicht seine eigenen Eindrücke von der Umwelt, wohl aber die des Franz Biberkopf wiedergibt, d. h. dass hier die Gefühle der Hauptfigur geschildert werden. Diesen Eindruck vermittelt dem Leser nicht die grammatische Eigenart des Satzes, sondern der Kontext, der sein Verständnis, sein Leseerlebnis maßgeblich bestimmt. 

Die Einstellung, die der Erzähler gegenüber dem Erzählten besitzt, realisiert sich in der E r z ä h l h a l t u n g . Wenn der Standort (der point of view) das räumliche Verhältnis des Erzählers zu dem Erzählten bezeichnet, so beschreibt die Kategorie der Erzählhaltung – sein inneres Verhältnis bzw. seine Einstellung. Die Erzählhaltung kann neutral, bejahend (affirmativ), ironisch oder kritisch bzw. selbstkritisch sein.

Eine kritische, ironische, distanzierte Erzählhaltung kommt meistens in solchen Passagen zum Ausdruck, in denen der Erzähler kommentiert, reflektiert, also an Stellen, an denen ein auktoriales Erzählverhalten zu konstatieren ist.

Zusammenfassung

Erzählform: Ich-Form

   Er-Form

Erzählverhalten: auktorial

                              neutral

                              personal

Erzählperspektive: Außensicht

                       Innensicht

Standort des Erzählers: olympische Position

(point of view) begrenzter Blick

Erzählhaltung: neutral

                          ironisch

                          kritisch

                          bejahend (affirmativ)

                          parodistisch

Darbietungsweisen: Kommentar

Bericht

Beschreibung

Innerer Monolog

Erlebte Rede     

 


    3 Praktischer Teil

    3.1 Zum Wesen der Kurzgeschichte als epischer Textart

Die Kurzgeschichte spielt von allen epischen Kurzformen in der modernen Literatur eine weitaus bedeutende Rolle. In Deutschland entstand sie um 1920 im Zusammenhang mit dem Aufblühen der Zeitschriften – und Magazinliteratur für den eiligen Leser in einer Massengesellschaft (statt Novelle und Erzählung, welche die Unterhaltungsjournale des gebildeten oder gehobenen Bürgertums gefüllt hatten).

Der Name „Kurzgeschichte“ ist eine Lehnübersetzung der amerikanischen Bezeichnung „short story“. Im Gegensatz zur amerikanischen short story (die als eine Geschichte von nicht mehr als 2000 bis 3000 Wörtern, also nur äußerlich definiert ist) folgt die deutsche Kurzgeschichte bestimmten Strukturprinzipien. Unter ihnen sind zu nennen:

Die Kurzgeschichte         

• ist bewusst und streng  komponiert;

• ist auf die Darstellung eines knappen Daseinsausschnitts konzentriert;

• verzichtet auf Vor-und Nachgeschichte;

• gestaltet konfliktgeladene Situation eines Einzelmenschen;

• hat einen offenen Schluss.

Der offene Schluss bedeutet weitaus nicht, dass die Erzählung keinen eigentlichen Schlussteil hat. Die Kurzgeschichte besitzt oft einen besonders pointierten Ausgang. Der Konflikt bzw. die Konflikte bestehen auch über das Handlungsende hinaus weiter und wenn sie innerhalb der Geschichte sogar gelöst werden, bleiben sie doch für den Leser existent (was z.B. bei W. Borchert oft der Fall ist).

 

    3.2 Wolfgang Borchert. Nachts schlafen die Ratten doch   

1) Lesen Sie die Kurzgeschichte von W. Borchert.



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